Fellfarbgebung
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Genetik der Fellfarben beim Barsoi _______________________________________________________________________________ Jeder Züchter ist bestimmt schon oft gefragt worden: Welche Farben werden wohl die Welpen bekommen? Nun ja, aus der Erfahrung heraus kann man das zumeist einigermaßen beantworten, vor allem, wenn man die Vorfahren gut kennt. Doch unabhängig davon ist die Genetik der Fellfarben sehr interessant, wenngleich noch nicht in allen Einzelheiten erforscht, z. B. bei den artübergreifenden Genloci beim Albinismus oder auch bei den Chromosomen, wenn es um Leuzistischen Farbgene geht. Das alles ist natürlich furchtbar wissenschaftlich und spezifisch und dadurch auch nicht immer sehr leicht zu verstehen. Interessant jedoch ist, daß es im Prinzip nur zwei Farbstoffe, auch Melanine genannt, gibt, die für die gesamte Farbpalette unserer vielbeinigen Freunde verantwortlich zeichnen. Das sind zum einen das schwarze Eumelanin und desweiteren das rote Phäomelanin. Über sogenannte Farbgene, auch Steuerungsloci genannt, wird dann festgelegt, wo diese Farbstoffe in Fell und in der Haut erscheinen sollen. Auch Wechselwirkungen zwischen den Loci und ebenfalls bei den unterschiedlichen Allelen greifen in die Verteilung und Farbgebung ein. Man teilt die Farben nach den unterschiedlichen farbübergreifenenden Genloci ein, z. B. Farben der Agouti-Serie, der B-Serie schwarz & blau, der E-Serie und so weiter. Die Barsois fallen farbverteilungsmäßig in die sogenannte S-Serie, S steht für Scheckung oder spotting, die auch weiter unterteilt wird in unterschiedliche Mutationsnamen wie S, Si, Sp, Sw, T, t, R, HH, Hh, hh, etc . Und in dieser weiteren Unterteilung wiederum sind die Barsois in Sp. Das P steht für piebald, das bedeutet zoologisch scheckig oder gescheckt. Der Artübergreifende Genlocus ist MITF, das Chromosom ist das CFA20. Für eine Stromung ist der K-Locus, das CFA16-Chromosm und das kbr, bzw das ky-Allel verantwortlich, für eine dunkle Maske u. a. das EM-Gen. Interessant ist, dass neuerdings auch einfarbige ( außer weiße und schwarze ) Barsois im "Standard" erlaubt sind. Ob es sich dabei wirklich um einfarbige Hunde ohne die barsoitypischen Abzeichen geht, ist nicht ersichtlich. Genetisch ist es nicht vereinbar. Dennoch tauchen sie auf. Der Barsoi muß die Grundfarbe weiß haben, nicht beige, genetisch: Sp! D. h., er muß weiß tragen - die barsoitypischen Abzeichen. Dazu sollte man wissen, dass ja der Barsoi, wie er in der "Neuzeit" als Typ auftritt, ein Konklumerat aus verschiedenen Hundetypen ( siehe Entstehungsgeschichte ) ist. Man sollte deshalb auch wissen, dass es, wie oft begründet wird, NICHT eine Frage des Geschmacks ist, einfarbige Hunde ( außer weiß und schwarz ) von der Zucht auszuschließen, sondern der Grund war, die eingekreuzten Hunde nicht durchschlagen zu lassen! Es gibt viele Beispiele in anderen Tierzuchten , die das deutlich zeigen. Ausgeschlossen beim Barsoi sind die Farben "Braun" und "Blau". Was muß man unter "braun" verstehen: Hier handelt es sich um einen dominant-rezessiven Erbgang und um eine andere Form von Eumelanin. Wenn braun in einer seiner 3 rezessiven Mutationen homozygot vorliegt ( b/b => bc, bd, bs ), ist TyrP1 ( Tyrosinase related Protein ) nicht voll funktionsfähig und es unterbleiben letzten Synthesschritte in der Bildung von Eumelanin ( schwarzes Pigment ) und dieses bleibt braun. Bei solchen Hunden sind Nasenspiegel, Lefzen, Augenlider und Pfotenballen immer braun. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung besteht anscheinend nicht, im Gegensatz zu "blau". Blau: Dilution ( MLPH-Melanophilin ) = d. Der rezessive Faktor für blau läßt die Pigmentkörper im Haar und in den Melanozyten verklumpen => Teile des Haars sind dadurch pigmentlos und wirken blau. Bei solchen Hunden sind auch Lider, Lefzen und Nasenspiegel aufgehellt und erscheinen anthrazit-grau. Im Gegensatz zu "braun" kann es hier zu Gesundheitsbeeinträchtigungen kommen.
Neuerdings will man dieser Farbgebung mit Genetik auf den Grund gehen und nennt es nicht mehr "blau", sondern "Sable-schwarz". Nun, wie auch immer, die alten Russen hatten noch keinen Gentest, doch sie werden gewußt haben, warum sie diese Farbe ausschlossen! Und wie will man heute auf einer Zuchtschau erkennen, ob sable oder anders? Dann muß nach sich ziehen, dass jeder Barsoi mit dieser Farbgebung einen Gentest vorlegen muß. Auch sollte man wissen, dass die "Stromung" bei sehr hellen Hunden nicht immer zu erkennen ist. Bei den "aufgehellten" Farben sieht man sie oft nicht, obwohl vorhanden! Wir haben Hunde, die weiß-creme sind und Hunde, die weiß- rot ( aufgehellt ) sind. Optisch sind sie gleich, doch farbgenetisch sind sie verschieden. D. h., ein rot-weiß-aufgehellter Hund kann durchaus gestromt sein, nur man sieht es nicht oder nicht sofort, doch dieser Hund gibt das "gestromte" an seine Kinder weiter. Paart man eine solche Kombination, so konnen gestromte Welpen zur Welt kommen, und wenn man das nicht weiß, fragt man sich, wie das möglich ist! Doch ein guter Züchter kennt seine Hunde und ist auch in der Lage, das aufzuklären. Eine ganze Zeit lang waren schwarze, schwarz-weiß gescheckte und/oder schwarz mit Brand gefärbte Hunde nicht nur verpönt, sondern sogar verboten. Man dachte, die Hunde seien nicht reinrassig, sondern dort seien erst vor kurzer Zeit Krim- oder Bergwindhund eingekreuzt. Das jedoch machten die russischen Züchter jedoch nicht an der Farbe, sondern an den Ohren fest! Fakt ist, dass es immer Barsois gegeben hat ( immer! ), die schwarz, schwarz-weiß und noir-et-feu- Färbung hatten. Gejeroff-Hunde z. B. basieren auf Hunden von bekannten Jäger Berznikoff, der schwarze Hunde mit rötlicher Abfärbung und hin und wieder auch dunkelrote mit grau hatte. Diese Hunde waren besonders wildscharf und sehr beliebt. Aufgekommen ist das Ganze durch die Grafen A. Boldareff und Dimitri und Boris Chérémeteff, die durch die damaligen politischen Unruhen aus Rußland verband waren und die von der UICL-Kommission im November 1923 beauftragt wurden, einen Barsoi-Standard auszuarbeiten. Sie hatten "falbe" Barsois und hielten deshalb nur diese in allen möglichen Schattierungen und Zeichnungen für "echt". Wenn der berühmte Jäger und Barsoi-Züchter Bereznikoff da hätte mitreden können, wäre der Passus über die Farbgebung wohl anders ausgefallen! Wahr indessen, dass weiße Barsois im alten Russland sehr beliebt waren, da sie im Schnee nicht so leicht von der Beute erkannt wurden. 1962 schrieb Theo Hamacher über den weißen Barsoi folgendes (zu dem Thema:Weisse Barsois waren schon vor über dreissig Jahren ein Gesprächsthema - und sind es heute wieder! ( Das bedeutet, schon in 1930!)) "Vor Jahren sagte ein Richter über einen ihm auf einer Ausstellung vorgeführten weißen Barsoi, daß er eine altmodische und verpönte Haarfarbe habe. Demgegenüber betont der amtliche Standard ( von damals Red.) über den Barsoi: Die am meisten geschätzten Farben sind einfarbig weiß, dazu weiß mit gelben, roten, braunen oder grauen Abzeichen ( er spricht nicht einmal von Platten oder gar Mantel ). Blättert man in der Geschichte der Barsoizucht zurück, so ergibt sich, daß der weiße Barsoi auch in der Züchterschaft Rußlands beliebt war. Unter den noch 1890 von Rußland nach Deutschland importierten Barsois gab es zahlreiche rein weiße oder weiß mit wenigen braunen Platten. Bei der Gründung des Verbandes, so heißt es in unserer Jubiläumsfestschrift, kam aus der Hand der russischen Importeure Blees und Knorr die feine, schneeweiße Hündin Wjuga in den Besitz des Mitbegründers, des Geheimrates Schirmer......Die Beliebtheit der weißen Barsois hat aber eigentlich auch heute in Kennerkreisen nie aufgehört. Er ist tatsächlich bei einigermaßen Pflege das Eleganteste und Bezaubernste, was man sich denken kann. ..." Und über dem schwarzen Barsoi schrieb Carla Alioshin: "... Für diejenigen, welche in der schwarzen Farbe einen Grund zur Disqualifizierung sehen, sei hier daran erinnert, dass der russische Züchter Tschebescheff nebst schwarz und weiss mit schwarz auch gestromt für unannehmbar hielt. Dies war in den Jahr um 1890. Gegen reinweiß und weiß mit grau hingegen hatte er nichts einzuwenden. Der rein schwarze Barsoi ist ein Tier von königlicher Erscheinung mit seinem seidenen, schimmernden, lackschwarzen Fell. Dieses darf jedoch nicht lediglich aus schwarzen Haarspitzen, welche andere Farben wie rot oder grau bedecken auf weißem Grund bestehen. Der echte schwarze Barsoi ist kohlschwarz, und die Haare müssen dabei von der Spitze bis zur Wurzel tief dunkel gefärbt sein.Die Haut soll Bläulich sein. Die Decke darf auch nicht von Weiss durchbrochen werden. Einzig erlaubt sind weiße Füsse, eine weisse Rutenspitze und ein weisser Brustfleck oder, bei der älteren Variante, Schwarz mit roter, begrenzter Abfärbung und Weiss. Letztere Zeichnung ist stets dieselbe mit nur unwesentlichen Änderungen; sie besteht aus roten Augentupfen, roten Wangen, roter Farbe der Läufe unterhalb der schwarzen Farbe, in weisse Füsse übergehend. Es besteht ferner eine charakteristische weiss-rote Kreuz- oder Schmetterlingszeichnung auf der Brust. Die Rutenspitze ist weiss....." Wir wissen, dass die Fellfarbgebung durchaus Auswirkungen auf die Gesundheit von Hunden haben kann, z. B. bei Collies mit dem Merle-Gen, wenn sie darauf reinerbig sind, denn oftmals sind ja die Gene nicht nur für einen Erbvorgang verantwortlich, sonder spielen auch für viele weitere eine große Rolle. Bei Albinos kann es zu Sehbehinderungen führen und auch kann Leuzismus ähnliche Sehbehinderungen, doch auch Taubheit aufweisen, das kann das u. U. bei der Unterteilung Sw im Extremfall vorkommen, bei Sp jedoch nicht. Wir brauchen uns also bei unseren Barsois keine Sorgen machen, auch, wenn sie uns gerne mal glauben lassen wollen, sie seien kurzfristig stocktaub! |