Der Jagdeinsatz des Barsoi

Das Jagdverhalten und der Laufstil des Barsoi

( und die Konsequenzen daraus ).

Ewas Besonderes siehe jetzt unten.

Der Barsoi wird immer als der "russische Wolfsjäger" bezeichnet, doch aus der vielseitigen alten Literatur kann man entnehmen, dass der Großteil der Beute des Barsoi aus Hasen bestand. Z. B. in dem Buch "Perchinojagd" werden Zahlen genannt:

10 080 Beutetiere, davon "nur"

681 Wölfe, das entspricht 6,8 %,

8 666 Hasen, was 85 % entspricht, und

743 Füchse.

Warum ist das so? Nun, Wölfe sind im Regelfall sehr schnelle, starke und wehrhafte Tiere. Normalerweise lief die Wolfsjagd wie folgt ab: Eine Barsoigruppe stellt den Wolf, umringt ihn also, damit er gestoppt und nicht weg kann. Dann wird auf den Jäger gewartet, der den Wolf unschädlich macht, im Zweifelsfalle tötet. Nur ganz wenige Barsois hielten einen Wolf fest, das waren i.d.R. sehr scharfe, eher aggressive Hunde, die dann den Wolf entweder an den Ohren, im Nacken oder an der Kehle packten, damit sie nicht selbst verletzt werden konnten. Aber das sind eher Ausnahmen gewesen.

Doch wenden wir uns dem Laufstil des Barsoi zu. Man sagt immer, der schnellste Windhund sei der englische Greyhound. Doch auf langen Strecken holt der Barsoi, der etwas langsamer startet, auf und kann den Grey sogar überholen. Alles ist relativ, es kommt auf die Distanz an.


Wie ein Rennpferd holt auch der Barsoi, anders als andere Windhundrassen, seine Sprungkraft fast ausschließlich aus der Hinterhand. Er macht unglaublich lange Sprünge, und man sagt ihm nach, seine Sätze seien die längsten aller Windhunde.


Wenn ein Barsoi jagt, dann hält er seinen Kopf nie höher als den Rücken, meistens tiefer. Eine Ausnahme: Wenn so unübersichtlich ist, dass er die Beute nicht mehr sehen kann, dann kann er auch mit hoch erhobenem Kopf jagen. Gut, das gibt es in Russland, bei uns sind die Coursinggelände eher kurz gemäht. Wenn ein Barsoi einen Hasen fängt, macht er einen Riesensatz und schnappt ihn von hinten in den Nacken.

Was bedeutet der Jagdeinsatz jetzt für das Exterieur des Barsoi? Nun, die Barsois sollten nicht zu groß sein, denn, wenn der Hase seine "Haken" schlägt, bzw ein Richtungswechsel durch eine "Rolle" stattfindet, unterliegt der Hund der allgemeinen Fliehkraft, und bei zu großen, zu schweren Hunden wird dadurch der Wendebogen zu groß, er verliert viel Zeit und der Hase entkommt. An dieser Stelle möchte ich auf den Standard eines zweiten russischen Windhund hinweisen, der sich parallel zum Barsoi entwickelt hat, die sich sehr ähnlich sind, bis auf das Fell, und der das gleiche Beuteschema hat ( mit Ausnahme des Wolfes ), der Hortaya Borzaya. Hier heißt es unter Punkt 1:
Allgemeines Erscheinungsbild, Körperbau und Verhalten:
Schulterhöhe: Rüden von 65 bis 75 cm, Hündinnen von 61 bis 71 cm. Der ideale Jagdwindhund muss zwischen 60 und 70 cm Schulterhöhe haben, wie der Verwendungszweck es verlangt. Der zu kleine Hund kann Füchse und kleine Antilopen nicht greifen, aber der zu große Hund ist nicht wendig und hat auf hartem Grund weniger Stehvermögen, so dass er nicht so ausdauerd jagen kann, wie es notwendig ist.


Das waren ja auch ungefähr die Größen der alten russischen Barsoizüchter, und auch heute noch bevorzugen die russischen Jäger Barsois, die 80 cm Schulterhöhe nicht überschreiten, weil die größeren, schweren Hunde weder wendig genug, noch ausdauernd und schnell genug sind. Es ist sehr interessant, sich mit russischen Jägern zu unterhalten, man kann viel lernen. Ich habe mein erstes Zuchtseminar bei der "Legende" Tariel Gabidaschwili und Frau Natalia Grebetskaja abgelegt, die sich auch mit der Jagd mit Barsois beschäftigten. Dort wurde uns u. a. auch gezeigt, wie man Barsois auf "Wolf" abrichtet!

Ich selbst sehe ja auch die Unterschiede meiner Hunde beim Coursing. Der  83 cm große Brilliant hat einen Bremsweg wie ein Güterzug und einen riesigen Wendekreis. Nur dank seiner großen Kraft kann er sich wieder an den Puschel ranarbeiten. Während der kleinere Amethyst ( 78 cm ) mit seinem Laufstiel nicht so raumgreifend ist, ist er enorm wendig und somit sehr erfolgreich. Opal, 81 cm, hat einen sehr tollen Laufstiel und ist auch noch entsprechend wendig genug. Diese paar cm machen schon hier einen riesen Unterschied, und keiner der drei hat die Maximalgröße von 86 cm, die der Standard zuläßt!



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Etwas ganz Besonderes ist in Russland ge-, oder besser: wiedergefunden worden, die alte Form der russischen Barsois! Ein Jäger, weitab des sozialen Medienzugangs, züchtete sie weiter und jagt mit ihnen, wie eh und je! Die Rüden sind nicht größer als 78 cm, sie sind in der Front breiter als die heute modernen. Viele russischen Jäger möchten jetzt diese Barsois in ihre Zucht mit einbringen.