Zähne
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Die Zähne des Hundes: Auf diesem Bild werden die Zähne des Hundes benannt und zeitlich zugeordnet. Zahnstein: Normal haben Wölfe das nicht und Hunde auch nicht, denn sie reinigen sich die Zähne mit Knochen. So sind die Kugelgelenke sehr gut zum Reinigen. Zahnengstand, schiefe Zähne: Auch hier sind große Knochen wahre Wundermittel! Wie oft habe ich erlebt, dass bei jungen Hunden sich durch tägliches intensives Knochenkauen die Zähnen sich wieder von selbst gerichtet haben! Ganz mal abgesehen von der Portion Kalk, die dem jungen Hund so zugeführt wird. Gebißfehler: Gerade bei Barsois, deren Fang lang und schmal ist, kann es hin und wieder zu "Fangzahnengstand" kommen. Hier ein Auszug von einem Artikel von Dr. Markus Eickhoff, der die Problematik sehr gut erklärt: Der Zahnwechsel Der Ausfall der Milchzähne (Dentes decidui) des Hundes beginnt mit dem 3. Lebensmonat. Sie werden von ihren Ersatzzähnen gefolgt und hinter der Milchzahnreihe durch Zuwachszähne ergänzt (Dentes permantes). Ontogenetisch betrachtet entwickeln sich die permanenten Nachfolger lingual bzw. palatinal der Milchzahnreihe. Zum Zeitpunkt des Zahnwechsels werden die Wurzeln der Milchzähne resorbiert und geben den Weg vor für den Durchbruch der Nachfolger. Nach oder mit Ausfallen des Milchcaninus bricht der permanente Caninus in relativ steiler Position durch das Zahnfleisch und gelangt mittels einer Auswärtskippung in seine physiologische Stellung. Nach Erreichen der natürlichen Kronenhöhe verzahnt er zwischen dem seitlichen Oberkieferschneidezahn und dem Oberkiefercaninus. Der Durchbruch der Canini beginnt im 5. Monat und kann bis zum 10. Monat dauern. Die funktionell wichtige Stellung im Hundegebiss lässt sich aus der Namensgebung „Fangzähne“ ableiten, morphologisch wird dieses gestützt durch die flächenmäßig größte Verankerung in ihren Zahnfächern (Alveolen), so machen z. B. die Wurzeln der Canini den Hauptanteil des vorderen Unterkiefers aus. Welche Ursachen führen letztendlich dazu, dass es zu einer Abweichung von der Regelverzahnung kommt? Grundsätzlich unterschieden werden kann das Entstehen von Fehlstellungen bei korrekter Kieferbasis von Fehlern, die ihre Ursache in Abweichungen der Kiefergröße haben. Erstere bezeichnet man als dentoalveoläre, letztere als basoskelettale Abweichungen. Diese Unterscheidung sagt nichts darüber aus, ob die Erkrankung entwicklungsbedingt oder genetisch bedingt ist. Zahnfehler (Dentoalveoläre Abweichungen) Bei korrekter Kieferbasis kann ein Steilstand der Unterkiefercanini zur Traumatisierung des Oberkieferkamms, und bei hochgradigen Fehlstellungen des harten Gaumens führen. Der Grad der Traumatisierung des Oberkiefers (Abb. 1) reicht von einer geringgradigen Impression, über Ausbildung einer Gingivatasche, bis hin zu tiefen, hochgradig entzündeten Läsionen des knöchernen Gaumens, im Extremfall mit Ausbildung einer oronasalen Fistel. Als Ursache eines Caninussteilstandes wird häufig die Persistenz des Milchcaninus angesehen, durch welche der permanente Caninus abgelenkt wird bzw. nicht in die notwendige Auswärtskippung gelangen kann. Milchzahnpersistenz ist eine Erscheinung insbesondere bei Toy-Rassen, welche jedoch von einem Steilstand der Canini nicht häufiger betroffen sind als andere Rassen. Entfernt man persistierende Milchcanini frühzeitig, ist in vielen Fällen trotzdem eine Steilstellung der bleibenden Canini zu beobachten. Daten zur Erblichkeit liegen bisher nicht in ausreichendem Maße vor. Eine weitere Ursache für dentoalveoläre Fehlstellungen ist eine falsche Keimlage. Trotz physiologischer Winkelung des Unterkiefercaninus kann eine zungenseitige (linguale) Keimlage zur Traumatisierung des Oberkiefers führen. Auf einer korrekten knöchernen Basis (Eugnathie) mit Normalbiss treffen die Unterkieferincisivi auf die Palatinalfläche der Oberkieferincisivi (Cingulum). Der Unterkiefercaninus verzahnt mit gleichem Abstand zwischen seitlichem Oberkieferincisivus und Oberkiefercaninus. Die Spitzen der Unterkieferprämolaren zeigen um eine halbe Zahnbreite nach vorn versetzt mittig in den Interdentalraum der Oberkieferprämolaren. Die Palatinalfläche des Oberkieferreißzahnes (P4) liegt dicht an der Außenfläche des unteren Reißzahnes (M1). Der distobukkale Höcker des unteren ersten Molaren trifft in die zentrale Grube des oberen ersten Molaren. Das Vorliegen von basoskelettalen Fehlern ist ungleich schwerer zu korrigieren als reine Zahnfehlstellungen, da der Kiefer nicht die notwendige knöcherne Basis bietet. Findet sich eine Traumatisierung des Gaumens durch einen Unterkiefercaninus, sollte daher immer eine Diagnostik hinsichtlich der Ursache der Fehlstellung erfolgen, um kieferorthopädischen Regulierungen prognostisch besser einschätzen zu können. Ein Schema zum Auftreffen der Kronenspitze des Unterkiefercaninus am Gaumen erlaubt eine einfache Klassifikation. Behandlung Unterkiefercaninussteilstand Extraktion Die Extraktion stellt eine aufgrund der Zahngröße sehr traumatische Therapieform dar und führt insbesondere bei beidseitiger Notwendigkeit zu einer Schwächung des vorderen Unterkiefers. Funktionell büßt der Hund die Halte- und Greiffunktion der antagonisierenden Canini ein, die Zunge verliert ihre Führung. Zahnkürzung mit Vitalamputation Bei einem hochgradigen Fehlstand (Grad 3), bei welchem die Spitze des unteren Caninus palatinal im Parodont des oberen Caninus oder im harten Gaumen einbeißt, ist das Einkürzen des Zahnes und dessen Versorgung durch eine Vitalamputation Mittel der Wahl (Abb. 4a und b). Gefahr diese Versorgung ist die mögliche Entstehung einer Pulpitis („Nerventzündung“) mit nachfolgender Untergang der Pulpa („Zahnnerv“). Dieses kann auch als Spätfolge auftreten, Langzeitröntgenkontrollen sind daher unerlässlich. Tritt dieser Fall ein, ist die endodontische Versorgung problematisch, da bei jungen Tieren kein apikaler Wurzelschluss vorliegt. Die funktionelle Einschränkung durch Einkürzung der Canini ist in der Regel nur minimal. Kieferorthopädische Korrekturen Kieferorthopädische Maßnahmen beabsichtigen eine geführte Korrektur der Fehlstellung des Kiefers oder der Zähne. Dieses kann durch Beeinflussung des Kieferwachstums, Einzelzahnbewegungen oder Einzelzahnkippungen erzielt werden. Für Korrekturen der Unterkiefercanini stehen folgende Hilfsmittel zur Verfügung. Dehnschraube Das reine Auswärtsführen (Lateralisation) ist das Ziel bei Caninusfehlstellungen von Grad 1 und 2. Einerseits kann dieses erreicht werden über aktive Elemente wie Dehnschraube (Abb. 5) und spezielle Drahtapparaturen (W-Draht, mod. Quadhelix und andere), die an den Unterkiefercanini befestigt werden und im Behandlungsverlauf angepasst werden müssen. Andererseits können funktionskieferorthopädische Apparaturen im Oberkiefer befestigt werden, die sich 7 das Prinzip der schiefen Ebene zunutze machen und nicht während der Behandlung angepasst werden müssen. Wird bei den aktiven Elementen im Unterkiefer die Kraft über die Weiterstellung der Dehnschraube bzw. über Aktivierung des Drahtes erreicht, bestimmt das Tier bei funktionskieferorthopädischen Geräten die einwirkende Kraft selbst. Grundsätzlich sind leichte orthodontische Kräfte anzuwenden. Sie ermöglichen eine physiologische Bewegung des Zahnes durch frontale Knochenresorption an der Druckseite und Apposition von neuem Knochen auf der Zugseite. Hohe Kräfte (>25g/cm2 Wurzeloberfläche) führen nicht zu schnellerer Zahnbewegung, sie verursachen im Gegenteil Gewebsuntergang im Parodont. Kontinuierliche, leichte Kräfte sind für Zahnbewegungen ideal, bei intermittierender Krafteinwirkung muss der Zeitraum der Krafteinwirkung groß genug sein. Brackets mit Gummizug Sind die Platzverhältnisse für die Auswärtsbewegung des Unterkiefercaninus ungünstig, kann durch Rückbewegung des Oberkiefercaninus eine Weitung des Zahnzwischenraumes erzielt werden. In manchen Fällen ist alleinig diese Platzschaffung ausreichend und der Unterkiefercaninus fällt in die neue Lücke, in anderen Fällen ist ergänzend eine aktive Auswärtsbewegung des Unterkiefercaninus notwendig. Aufbissebene Durch den Gebrauch einer Aufbissebene im Oberkiefer können auch distale Fehlstellungen der Unterkiefercanini (Grad 2-3) therapiert werden, da eine dreidimensionale Führung über die Ausrichtung der schiefen Ebene möglich ist. Auch eine Überstellung von Fehlstellungen des Grades 4 in eine unphysiologische, aber nicht traumatisierende Zahnstellung hinter den Oberkiefercanini kann mittels einer Aufbissebene erzielt werden. Man unterscheidet direkt in der Mundhöhle hergestellte Kunststoffebenen, von laborseitig gefertigten, indirekten Ebenen aus Kunststoff oder Metall . Vorteil direkt gefertigter Ebenen liegt in der Möglichkeit zum sofortigen Beginn der Therapie, die Neigung der schiefen Ebene kann im Mund den Erfordernissen angepasst werden. Die Befestigung erfolgt über Halteelemente aus Draht und Anätzen des Schmelzes. Durch das Aufliegen auf der Gaumenschleimhaut und der Gingiva kann es während der Tragezeit zu Entzündungen mit entsprechendem Diskomfort für den Patienten kommen, nach Behandlungsende und Entfernung der Ebenen heilen diese in der Regel schnell wieder ab. Laborgefertige Apparaturen benötigen eine Kieferabformung, welche mittels Alginat vorgenommen werden kann. Laborgefertigte schiefe Ebenen werden auf die Oberkieferzähne zementiert. Aufbissebenen aus Metall (Stahl) können teleskopierend gestaltet werden, das heißt sie erlauben ein Wachstum des Oberkiefers und können daher über einen längeren Behandlungszeitraum bei schwerwiegenderen Fällen genutzt werden. Des Weiteren sind sie hygienisch günstig gestaltbar, so dass es in weit geringerem Maße zu entzündlichen Veränderungen der Schleimhäute kommt. Nachteil ist eine notwendige weitere Narkose, da wie bei allen laborgefertigten Geräten Abformung, Einsetzen und ggf.. das Entfernen jeweils eine Narkose notwendig machen. Vorrichtungen für Einzelzahnkorrekturen können in laborgefertigte Apparaturen eingebaut werden. Alle kieferorthopädischen Bewegungen bedürfen einer Festigungsphase ohne Zahnbewegung, um den Rückstelleffekt des Zahnes zu minimieren. Ihre Dauer ist abhängig von Art und Ausmaß der Bewegung. Nach Abschluss einer kieferorthopädischen Behandlung sollte immer eine Kontrollröntgenaufnahme angefertigt werden, um eventuelle Resorptionsprozesse an Zähnen zu erkennen. Bei geringgradigen Fehlstellungen der Unterkieferfangzähne kann versucht werden, sich den Spieltrieb des jungen Hundes und das Prinzip der schiefen Ebene gemeinsam zu Nutze zu machen. Durch das Halten eines Vollgummiballes entsprechender Größe zwischen Ober- und Unterkiefer erzielt man bei jedem Kontakt der Unterkieferfangzähne eine Kraftwirkung nach vorne außen. Der Erfolg dieses Therapieversuchs hängt in entscheidendem Maße von der Dauer der Krafteinwirkung ab und somit vom Spieltrieb des Hundes und seines Besitzers. Chirurgische Maßnahmen Eine chirurgische Vorverlagerung der Unterkieferfront sollte nur in Ausnahmefällen mit starker Beeinträchtigung des Tieres erwogen werden, da diese häufig eine Schädigung versorgender Strukturen mit sich bringt. Präventive Maßnahmen Im Rahmen präventiver Maßnahmen können Milchzähne, welche persistieren oder mit dem Kieferwachstum interferieren extrahiert werden. Dieses verhindert nicht die phenotypische Ausprägung des jeweiligen Merkmals, beseitigt jedoch zusätzliche, wachstumshemmende Faktoren. Alle Fehlstellungen mit erblicher Komponente sollten dazu führen, dass mit dem betroffenen Tier keine weiteren züchterischen Ziele verfolgt werden. Dr. Markus Eickhoff Tierarzt und Zahnarzt Tierärztliche Fachpraxis für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Iptinger Straße 48 71287 Weissach |