Parovirose
|
Zu diesem Themenkomplex: Parovirose oder auch "Katzenseuche" genannt
Parvovirose bei einem drei Monate alten Hund
Als Parvovirose wird eine hoch ansteckende und akut verlaufende
Infektionskrankheit von Hunden bezeichnet, die durch das Canine Parvovirus verursacht
wird. Ihrem klinischen Verlauf nach wird sie auch als Hundepanleukopenie bezeichnet
und ist hinsichtlich ihres Verursachers und der durch ihn hervorgerufenen
Symptome eng verwandt mit der Katzenseuche sowie der infektiösen
Panleukopenie der Marderartigen. Bei Menschen kann das wesentlich weniger
gefährliche Parvovirus Erkrankungen auslösen.
Am empfänglichsten für die Erkrankung sind Welpen im Alter von 2 bis 16
Wochen und alte Hunde.
Erreger
Auslöser der Erkrankung ist das Canine Parvovirus (CPV-2), welches
erstmals 1977 beschrieben wurde und seitdem in verschiedenen Subtypen
(CPV2a-c) auftritt.
Die Vermehrung des Virus findet im Zellkern der betroffenen Zelle statt
und benötigt hierbei Funktionen, die nur während der Zellteilung
vorliegen. Der Erreger ist gegenüber Umwelteinflüssen sehr unempfindlich.
Bei Raumtemperatur bleibt er über ein Jahr infektiös, die meisten
handelsüblichen Desinfektionsmittel vermögen ihn nicht zu inaktivieren. Zu
den gegen das Virus wirksamen Substanzen zählen Natriumhypochlorit,
Formaldehyd und Glutaraldehyd.
Pathogenese
Der Erreger dringt über die Nasen- und Maulschleimhaut in den Körper ein.
Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 10 Tage. Da das Virus zur Vermehrung
Zellen mit hoher Teilungsrate benötigt, befällt es besonders die sich
fortwährend stark regenerierenden Zellen des Darmepithels,
des Knochenmarks und des lymphatischen Systems. Ferner kann
der Herzmuskel befallen sein, auch Embryoschädigungen sind beschrieben.
Von der Krankheit werden vor allem Jungtiere befallen, deren eigenes
Immunsystem noch nicht genügend entwickelt ist. Die Ausscheidung erfolgt
hauptsächlich über den Kot, möglicherweise auch mittels Speichel und
Erbrochenem. Infolge seiner hohen Widerstandsfähigkeit bleibt der Erreger
lange infektiös und wird mittels Beschnuppern oder Belecken kontaminierter
Oberflächen von einem neuen Wirt aufgenommen. Als Überträger kommen
gleichfalls mit dem erkrankten Tier in Berührung gekommene Menschen in
Frage (Hundebesitzer, Händler, Tierärzte, über Schuhwerk verschlepptes
Virusmaterial). Obgleich für die Erkrankung Hunde aller Altersgruppen
empfänglich sind, werden die schwersten Krankheitsverläufe
bei Welpen beobachtet.
Symptome
Die Erkrankung kündigt sich mit dem Auftreten von Fieber (39,5−41,5 °C),
verminderter Futteraufnahme und Teilnahmslosigkeit an. Entsprechend den
befallenen Organsystemen dominieren etwa 6–12 Stunden nach den ersten
Anzeichen vor allem Symptome des Magen-Darm-Traktes und des Abwehrsystems.
Neben dem Auftreten starker, oftmals blutiger Durchfälle kommt es zu einer
starken Abnahme weißer Blutkörperchen ( Leukopenie ) und damit einer
Verminderung der Abwehrfähigkeit des erkrankten Organismus, der daher für
bakterielle Sekundärinfektionen besonders empfänglich ist.
Neben diesen Symptomen zeigen die betroffenen Tiere während des gesamten
Krankheitsverlaufes die bereits eingangs aufgetretenen
Symptome Mattigkeit, Fresslust, Austrocknung und Fieber. Mit dem Kot
werden große Mengen hochinfektiösen Erregermaterials ausgeschieden. Bei
schweren Verlaufsformen tritt innerhalb von 24 bis 48 Stunden der Tod ein.
Drei bis zwölf Wochen alte Hunde sterben häufig an der Infektion, ohne
dass es vorher zur Ausprägung klinischer Symptome gekommen ist. Hier kommt
es infolge des Befalls des Herzmuskel zum akuten Versagen der
Herz-Kreislauf-Funktion.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnostisch kommen vor allem Infektionen mit
dem Staupe-Virus, Rota und Coronarviren und Escherichia-coli-Infektionen
in Betracht. Bei akuten Todesfällen von Welpen ist neben
bakteriellen Septikämien die Hepatitis contagiosa canis eine mögliche
Differentialdiagnose. Bei blutigem Durchfall muss auch ein Aktutes
Hämorrhagisches Diarrhoesyndrom, ein Hakenwurmbefall oder ein Fremdkörper
im Darm in Betracht gezogen werden.
Behandlung
Ein wesentliches diagnostisches und prognostisches Kriterium ist die
Anzahl der Leukozyten, die bei typischen Verläufen auf Werte um 500 bis
3000 pro Mikroliter absinken ( Leukopenie ). Je niedriger dieser Wert ist,
umso schlechter ist die Prognose. Die Viren lassen sich im Regelfall
mittels eines praxistauglichen Schnelltests (Antigen-ELISA) aus dem Kot
nachweisen. Ein Erregernachweis ist ebenfalls über Zellkulturen oder
via PCR möglich. Eine indirekte Methode ist der Nachweis
von Antikörper aus dem Blut nicht geimpfter Hunde.
Eine Behandlung erkrankter Tiere zielt zunächst auf eine Stabilisierung
des Patienten hin. Hierzu sind Infusionen nötig. Um bakterielle
Infektionen zu vermeiden, bedarf es der Verabreichung von Antibiotika. Das
Virus selbst wird durch die Applikation von Interferon und
Serum-Antikörpern bekämpft. Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Krankheit
ist die Einhaltung strikter Hygienemaßnahmen, um die Weiterverbreitung des
Erregers zu verhindern.
Prophylaxe Vorbeugend gegen eine Infektion mit Parvovirose kann eine Impfung wirken. Daher sollten Hunde mittels einer Grundimmunisierung und anschließende Wiederauffrischungsimpfungen geschützt werden. Weil Hundewelpen oft noch sehr lange über einen Schutz durch mütterliche Antikörper verfügen, kann der richtige Zeitpunkt für den Beginn einer Grundimmunisierung variieren. Die Ständige Impfkommission empfiehlt für junge Hunde eine Erstimpfung im Alter von acht Wochen, vier Wochen später die Zweitimpfung und mit 16 Wochen die dritte Vakzination sowie eine Wiederauffrischung nach 15 Monaten. Ab dem zweiten Lebensjahr ist eine Wiederauffrischung im dreijährlichen Rhythmus ausreichend. Sollte ein Welpe erst nach zwölf Lebenswochen erstmals geimpft werden, reichen zwei Impfungen im Abstand von drei bis vier Wochen sowie eine Auffrischung nach einem weiteren Jahr zur Grundimmunisierung. [1] Es sind auch Impfstoffe verfügbar, mit denen Hunde bereits in der sechsten Lebenswoche geimpft werden können.
Einzelnachweise
Literatur und Quellen
Katrin Hartmann und Peter F. Suter: Virusinfektionen. In: Peter F.
Suter und Hans G. Niemand (Hrsg.): Praktikum der Hundeklinik. Paul-Parey-Verlag,
10. Auflage 2006, S. 276–290, ISBN 3-8304-4141-X |