Augenerkrankungen

z.B.: Horner Syndrom, Katarakt, Glaukom, Mikrophalamus

Das Horner-Syndrom wird durch eine Schädigung des Sympathikusanteils, der den Augenbereich versorgt, hervorgerufen. Diese Nerven haben ihren Ursprung im Gehirn und ziehen durch das Rückenmark (Halsmark) bis auf die Höhe der Vordergliedmaßen. Hier verlassen sie das zentrale Nervensystem und wandern neben der Wirbelsäule wieder hoch zum Schädel, wo sie nach Umschaltung der Nerven in einem Ganglion nahe dem Mittelohr schließlich am Auge enden. Durch Ausfälle entlang dieses anatomischen Verlaufs der sympathischen Innervation kann man zentrale, präganglionäre und postganglionäre Läsionen unterscheiden.

Die Ursachen für ein Horner-Syndrom sind vielfältig. Bei Hunden und Katzen werden u.a. eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose), Tumoren im Bereich des Gehirns und Brustraums, eine Mittelohrentzündung, seitliche Halsmarkerkrankungen, Verletzungen von Kopf, Hals und Brustraum sowie Ausriss der Plexusnerven an einer Vordergliedmaße (Plexusavulsion) genannt. Häufig bleibt die Ursache jedoch unklar. Ein sogenanntes idiopathisches Horner-Syndrom wird insbesondere beim Golden Retriever beschrieben.


Die Diagnose erfolgt anhand des typischen Erscheinungsbildes. Besteht das Horner-Syndrom seit mindestens einer Woche, kann die Lokalisation der Erkrankung mit pharmakologischen Tests (Phenylephrin-Augentropfen) näher bestimmt werden. Bei einem zentralen und präganglionären Horner-Syndrom sollten weitere spezielle Untersuchungen wie Röntgen von Hals und Brustraum, Computertomographie (CT) bzw. Magnetresonanztomographie (MRT) vom Schädel- und Halsbereich und eine Liquoruntersuchung vorgenommen werden. Postganglionäre Läsionen stehen häufig im Zusammenhang mit Erkrankungen im Bereich der Augenhöhle oder des Mittelohres. Entsprechende diagnostische Schritte wie eine Augenuntersuchung, eine Ohruntersuchung (Otoskopie), Röntgen beider Mittelohren und CT / MRT des Kopfbereiches mit Liquorpunktion werden daher empfohlen.


Die Therapie stützt sich auf die Behandlung der auslösenden Grundkrankheit. Eine spezifische Therapie des Horner-Syndroms ist nicht möglich. Das idiopathische Horner-Syndrom hat eine günstige Prognose. Häufig kommt es zur spontanen Heilung im Verlauf von wenigen Monaten. © Dr. Jens Linek.



Bei dem Katarakt bzw. dem Grauen Star handelt es sich um eine weißlich-graue Trübung der Linse im Auge. Verändertes Verhalten und Orientierungsschwierigkeiten können hinweisen. Oft sehen die Hunde im Dunklen oder bei schlechten Lichtverhältnissen weniger und stoßen an Gegenstände. Sie können aber auch geblendet sein durch die Streuung des Lichts beim Durchtritt durch die trübe Linse.

Normalerweise ist die Linse transparent, um das einfallende Licht zu bündeln und ein scharfes Bild an die Netzhaut weiterzugeben. Je trüber die Linse, desto schlechter wird das Sehvermögen. Sind beide Augen betroffen, kann es zu einer kompletten Blindheit kommen. Ein grauer Star ist nicht – wie bei den meisten Menschen – eine altersbedingte Erkrankung. Zwar hört man manchmal von Tierärzten, dass der Katarakt dominant vererbt wird, doch ich wage das zu bezweifeln und denke, es liegt ein rezessiver Erbvorgang vor, Generationen überspringend, aber auch andere Erkrankungen wie die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) spielen bei der Entstehung des Grauen Stars unserer Haustiere eine wichtige Rolle. Es gibt eine altersbedingte, harmlose Linsentrübung, die dem Auge einen bläulichen Schimmer verleiht aber zu keiner Seheinschränkung führt. Auch Erkrankungen z.B. der Hornhaut können Trübungen des Auges hervorrufen. Eine gründliche Augenuntersuchung durch einen Augentierarzt ist daher unerlässlich. Die Operation ist die einzige Möglichkeit Hunden wieder Sehvermögen zu schenken. Je nach Befund kann die Linse teilweise oder ganz entfernt werden. Eine Kunstlinse wird im Anschluß eingesetzt, dies verbessert das Sehvermögen maßgeblich.

Wenn ein durch Erbkrankheit erworbener Grauer Star vorliegt, so kann man es bei den Welpen daran erkennen, dass ein ( oder beide ) Auge kleiner erscheint als das andere.

Beim Grünen Star (Glaukom) kommt es zu einer schmerzhaften Erhöhung des Augen-Innendrucks beim Hund, welche innerhalb kurzer Zeit zur Erblindung führen kann. Viele verschiedene Ursachen können einen Grünen Star auslösen. Der erhöhte Augen-Innendruck schädigt den Sehnerv und die Netzhaut – der Hund kann erblinden. Oftmals ist zunächst nur ein Auge betroffen, in der Hälfte der Fälle ist das zweite Auge innerhalb von acht Monaten ebenfalls befallen.

Die Symptome des Grünen Stars beim Hund sind nicht einfach zu erkennen, da sie einer normalen Augenentzündung ähneln. Das Auge ist gerötet, der Hund wird ruhiger, reibt die Augen vermehrt und kneift sie zusammen. Die Linse kann geweitet sein, manchmal erscheint die Hornhaut getrübt (Korneaödem). Ein Tierarzt kann die Diagnose des Glaukoms stellen, indem er den Augen-Innendruck misst. Je schneller der Hund mit speziellen Augentropfen behandelt wird, die den Augen-Innendruck senken, desto besser ist die Chance, seine Sehkraft zu erhalten. Das Glaukom beim Hund ist immer ein Notfall.


Als Mikrophthalmus bezeichnet man ein abnorm kleines Auge. Ist das Auge gar nicht angelegt oder bis auf wenige Reste reduziert, spricht man von einem Anophthalmus. Ein Mikrophthalmus kann angeboren (kongenital) oder erworben sein und einseitig oder beidseitig auftreten.

Ein angeborener Mikrophthalmus (Mikrophthalmus congenitus) tritt bei infektionsbedingten Entwicklungsstörungen (z.B. bei intrauteriner Rötelninfektion, Toxoplasmose oder Zytomegalie), sowie bei verschiedenen erblichen Fehlbildungssyndrome (z.B. Aicardi-Syndrom, Pätau-Syndrom) auf. Er ist auch Teil der Warfarin-Embryopathie bei Einnahme von Phenprocoumon während der Schwangerschaft.

Einen erworbenen Mikrophthalmus sieht man bei u.a. bei retrolentaler Fibroplasie, Endophthalmitis oder nach perforierenden Augenverletzungen.

Die Physiologie des Auges ist in der Regel nicht gestört, meist besteht jedoch eine ausgeprägte Weitsichtigkeit. In Abhängigkeit der Genese können ein Katarakt oder andere Fehlbildungen des Auges (z.B. Kolobom) assoziiert sein.


Die Nickhaut des Hundes ist eine zusätzliche Bindehautfalte im nasenseitigen Augenwinkel und wird daher auch drittes Augenlid genannt. Sie besteht aus Bindehaut, einem so genannten Nickhautknorpel (Blinzknorpel) und der Nickhautdrüse, die bis zu 40% der Tränenflüssigkeit produziert. Die Nickhaut wird wie ein Scheibenwischer zum Befeuchten der Hornhaut eingesetzt, wenn sich die Augenlider schließen. Nickhautvorfälle können ein-oder beidseitig vorliegen. Nickhautvorfälle haben sehr unterschiedliche Ursachen: Schmerzen, Nickhautdrüsenvorfall, Umgeschlagener Blinzknorpel, Tumoren, Nickhautvorfall durch neurologische Erkrankungen, Nickhautvorfall aus ungeklärter Ursache und Vererbung. Bei einem Nickhautvorfall schiebt sich die Nickhaut vor das Auge. Die Pupille und Linse sind teilweise oder sogar ganz von der Nickhaut bedeckt und man guckt auf Bindegewebe. Manchmal sieht das Auge rot aus.